Drava Verlag, 2021
Sein jetzt im Drava Verlag erschienenes Buch "Der Gast nirgendwoher" ist eine Sammlung von Gedichten, die Nikolić in den vergangenen 40 Jahren verfasst hat. In 79, zumeist kurzen Gedichten erzählt der Autor von seinen Träumen, Visionen, Heimsuchungen, Dämonen und Halluzinationen bei Tag und bei Nacht, wobei in seinen Gedichten bewusst offenbleibt, ob‘s wirklich geträumt wurde oder erlebt. Zwischen extrem beängstigend und sehr fröhlich findet sich so ziemlich jede Grundierung in der Lyrik von Jovan Nikolić. Apokalyptische Zustände („Jungfrauen springen vom Dach der Entbindungsanstalt / Tragen unter einem Leichentuch winzige Körper vorbei“) wechseln mit unbeschwerten Szenen ("Wenn sie mich bei Gedichten / von Rilke fragt: / Gefällt Dir / meine neue Tasche?").
Es sind surreale Bilder eines schönen und gleichsam grauenvollen Lebens, die Jovan Nikolić in seiner Lyrik beschwört und die er mit einer Sprache schafft, die bisweilen an die deutschen Expressionisten des vergangenen frühen Jahrhunderts erinnert. "Der Gast nirgendwoher" von Jovan Nikolić lädt ein zum Ritt durch die Hölle und wieder zurück. Große Kunst!

Eine Rezension von Matthias Ehlers