Adin Ljuca (*1966)


Bio-Bibliographie

KRITIK DER REINEN VERNUNFT <=> Kritika čistog uma


KRITIK DER REINEN VERNUNFT

Man lehrte uns, welches Klima in Äthiopien vorherrscht,
wie viele Schafe es in Neuseeland gibt.
Man lehrte uns, wie viel die Oberfläche der UdSSR beträgt,
und an welche Länder wir grenzen.
Als mein Nachbar an die Tür kam –
in Stiefeln, und nicht, wie früher – in Hausschuhen,
da habe ich gedacht: die Oberfläche der UdSSR ist veränderlich
wie die Zahl der Schafe in Neuseeland.

Als mein Nachbar an die Tür kam
und verlangte, dass ich einen Wisch unterschreibe,
dass mein Heim nicht mehr mein Heim ist,
da habe ich gefühlt: jetzt ist wieder Zeit
für bedeutende geographische Entdeckungen. Und ich legte ab,
mit kolumbischer Eingebung, ohne Kompass
und Sternenhimmel über mir.

Einen neuen Weg nach Indien suchen.
Einen zweiten Suezkanal bauen.
Nabucco neu komponieren.
Noch einmal aufmalen alle Stillleben dieser Welt.

aus dem Bosnischen von Cornelia Marks


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Adin Ljuca (geboren in Zenica, Bosnien-Herzegowina) studierte komparative Literaturwissenschaft und Bibliothekswesen in Sarajevo, und danach in Prag, wo er seit Ende 1992 lebt und als Bibliothekar arbeitet. Neben dem Schreiben und Übersetzen widmet er sich der Erforschung der Kulturgeschichte tschechisch-bosnischer Beziehungen.

Werke:

Lyrikband „Istetovirane slike“ (Tätowierbilder) - Übersetzung ins Tschechische 2005

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