Eindrücke zum 48. Internationalen Poesiefestival in Sarajevo

Ich hatte das Glück, dieses Jahr zum zweiten Mal an den Sarajevoer Tagen der Poesie teilzunehmen. Wie das erste Mal, war auch das zweite Mal für mich sehr schön, und ich habe die wunderbare Atmosphäre und die Begegnungen mit Dichterinnen und Dichtern aus aller Welt genossen. Hier scheint das dichterische Wort seine ursprüngliche Kraft noch nicht verloren zu haben, nämlich die Kraft, die Poesie als universelle Sprache des Humanismus zu offenbaren…


Übersetzerwerkstatt am 12.05.2009 von 10-15 Uhr im „Bosnjački institut“ mit Wilhelm Bartsch (links im Bild) und Ivan Kordić (rechts im Bild). An der Übersetzerwerkstatt haben Dichter in Paaren (ein einheimischer und ein ausländischer Dichter) teilgenommen, mit Hilfe einer Übersetzerin / eines Übersetzers. Der eine Dichter hat ein Gedicht des anderen Dichters in seiner eigenen Sprache nachgedichtet, und umgekehrt. Es war nicht leicht, weil wir nur wenige Stunden Zeit für die Übersetzungen hatten, aber wir drei hatten viel Spaß dabei, als wir zum Beispiel darüber diskutierten, ob es wichtig sei, dass die Spinne, die im Gedicht Ivan Kordićs auftauchte, in seiner Sprache männlich, aber in der deutschen Sprache weiblich sei, und ob das den ganzen Sinn des Gedichts verändern würde… Auch das bosnische Fernsehen hatte Interesse an dieser Frage, und wir drei gaben hinterher Interviews.

Sarajevski dani poezije VI Übersetzerwerkstatt 12.5.09


Lesung „Gefunden in der Übersetzung“ am 12.05.2009 um 18 Uhr im Museum für Literatur und Theaterkunst BiH, Galerie „Mak“, mit den Resultaten der Übersetzerwerkstatt. Foto: Hadžem Hajdarević (Vorsitzender des Organisationskomitees der Sarajevoer Poesietage), Cornelia Marks, Wilhelm Bartsch (v.l.n.r.) Ivan Kordić nahm gerade an einem Internationalen Literaturabend in Tešanj teil.

Übersetzerwerkstatt mit Wilhelm Bartsch (links im Bild) und Ivan Kordic (rechts im Bild)


Stevan Tontić, Cornelia Marks, Elke Erb und Wilhelm Bartsch (v.l.n.r.) auf dem Weg nach Mostar. Unser Ausflug zusammen mit allen Teilnehmern des Festivals der Poesie nach Mostar, Blagaj und Počitelj war sehr schön.

Fahrt nach Mostar - Stevan Tontic, Cornelia Marks, Elke Erb und Wilhelm Bartsch (v.l.n.r.)


Otto Tolnai aus Ungarn liest in Mostar beim Internationalen Dichterabend seine Gedichte.

Otto Tolnai ist in diesem Jahr der Preisträger des „Bosanski stećak“. Seit dem Jahre 1999 gibt es den „Bosanski stećak“ – die Grabsäule oder den Bogomilengrabstein – als ureigenes Symbol des Landes Bosnien. Es wird einem ausländischen oder einem heimatlichen Autor zuerkannt, in dessen Werk sowohl literarisch-ästhetische als auch humanistisch-ethische Prinzipien erkennbar sind. Die feierliche Verleihung des „Bosanski stećak“ fand in diesem Jahr am 13.05.2009 statt, mit der wunderbaren musikalischen Begleitung durch die Gruppe „Kvintet Edina Bahtića“. Otto Tolnai las eine schöne und bewegende Rede vor. Die Worte dieses großen Dichters sind, wie der Dichter selbst, sehr bescheiden und weise.

Otto Tolnaj, der diesjährige Preisträger des Bosnjacki stjecak, liest in Mostar